Luhrmannhof
                 

Was bewohner*innen bewegt

A.

2020 – bis heute

A. ist während der ersten Coronawelle zum Hof gekommen. Eine Zeit in der ihre Wg der Schweinestall näher zusammengerückt ist, mit Wie-gehts-mir?-Runden, regelmäßigen Plena und Reflektion des gemeinsamen Umgangs. Und nicht zu vergessen dem Funday- einem Tag wo die Wg  gemeinsam etwas unternimmt, ob zu einer Demo oder tanzen gehen. Auch wenn sich A. in ihren Wgs vorher wohl gefühlt hat, war es doch nie so ein Gefühl von tiefer Verbundenheit wie jetzt zu den anderen Schweinen. Ob das der Zauber des Hofes ist? Auf jeden Fall bieten die besonderen (Lebens)Räume und Zimmer hier Platz für Gemeinschaft. A. ist im Laufe ihrer Zeit auf dem Hof achtsamer geworden, durch die Möglichkeit von der Haustür direkt ins Grüne zu gehen, auf Spaziergängen ihrem Leben nachzusinnen und auch in Gruppen fand A. in einen sensibleren Umgang. A. schmunzelt, als sie erzählt, dass sie trotz des Corona-Lockdown so gut gelaunt war wie lange nicht mehr. Der Gedanke: „Wieso bin ich nicht vorher hier hin gezogen?“- Als die Nachricht kam, dass der Hof verkauft werden soll war A. gerade am wwoofen in Südfrankreich und dachte: „Ich muss sofort Nachhause!“. Als A. dann merkte, es gibt Hofbewohner:innen die es nicht einfach geschehen lassen, konnte sie ihre Rückreise noch genießen und bringt sich nun mit voller Power für die Rettung des Hofes ein.



L.

2019 - heute

L. ist mit mentalem Ballast auf den Hof gekommen und hatte hier Gelegenheit, zu heilen. Dafür ist er seiner WG und der Hofgemeinschaft sehr dankbar. Als L. auf dem Hof ankam war L. überwältigt, was für ein kleines Paradies hier existiert. Es war ein warmer Sommertag, Menschen werkelten draußen an einer Bank und lächelten ihn herzlich an. Obwohl L. in Osnabrück geboren ist, kannte er den Hof vorher nicht und war anfangs von der Menge an Mitbewohner:innen etwas überfordert. Der Hof hat aber dieses ganz besondere Bauernhofambiente mit genau dem richtigen Maß an Chaos, dass eine:n schnell ankommen lässt und seine Liebhaber:innen verbindet. L. erlebte hier schnell ein neues Gemeinschaftsgefühl. L. schätzt es, dass es hier eine Selbstverständlichkeit ist, vegan zu kochen und entdeckte, dass handgemachte Musik und kleine Jazz-Konzerte in der Scheune seinen sonst eher elektronischen Musikgeschmack wunderbar ergänzen können. Außerdem schätzt er die Möglichkeit, sich mit Menschen aus unterschiedlichen Studiengängen & Regionen, mit unterschiedlichen Interessen, austauschen zu können. L. beobachtet auch eine Vielfalt und besondere Freiheit in der Art, Beziehungen zu führen. Er konnte auch viel Neues zu queerfeministischen Themen lernen. Weitschweifende Nachtwanderungen zu zweit in der Umgebung ließen ihn eine neue Art von Tiefe und Verbundenheit spüren. Zusammen mit einigen anderen organisiert sich L. in einer „Wohnutopie“-Gruppe, die sich gemeinsam Fragen nach Lebensweisen und Werten stellt und ein zukünftiges Hausprojekt erträumt. Für sein weiteres Leben wünscht sich L. nämlich ganz klar Gemeinschaft und am liebsten so lange wie es geht hier auf dem Hof.


E.

2019 -bis heute

Auf dem Luhrmannhof hatte E. das erste Mal das Gefühl von Student:innenleben. Der Hof ist für E. ein Ort der Vernetzung, von dem E. Resonanz erfährt die ermutigt Dinge auszuprobieren. Auszuprobieren mal einen Workshop zu geben, Auszuprobieren Laub zu harken, Auszuprobieren Hühner zu halten … Der Hof und die ganz besondere Lebensart hier ist für E. ein Verbindungsglied zwischen den (ehemaligen) Bewohner:innen, welches es leichter macht aufeinander zu zugehen und sich zugehörig zu fühlen. Gerade für Menschen die nicht super extrovertiert, bemerkt E., kann das Gemeinsame des Hofes ein Gefühl der Bemächtigung geben untereinander in Kontakt zu kommen und sich nicht mehr so isoliert und vereinzelt zu fühlen. Als dann die Nachricht kam, dass der Hof verkauft werden soll war da erst mal ein Gefühl der Verzweiflung und der Gedanke, wird jetzt alles wie vorher und die Ära der Verbundenheit ist vorbei?

L.

Oktober 2019-bis heute

In den ersten Monaten auf dem Hof sah L. jeden Morgen aus dem Fenster und fragte sich, ob sie noch träumte. Es fühlte sich zu gut an, um wahr zu sein. Nach dem L. ein halbes Jahr auf dem Hof gewohnt hatte, kam der erste Coronalockdown und der Hof wurde zu ihrer Oase in dieser herausfordernden Zeit. Durch das (Sich-)Ausprobieren können, die besondere Achtsamkeit in der Plenumskultur und den Versuch einer diskriminierungssensiblen Sprache und Umgangsweise fand L. wieder Vertrauen in die Präsenz menschlicher Qualitäten, die sie lange vermisst hatte, und in die Wahrheit des unfassbar Guten. Obwohl nicht zu allen Hofbewohner:innen durchgängig enger Kontakt besteht, hat sie hier das Gefühl an jeder Tür klopfen zu können, ob für einen Kaffee oder Beistand bei einem Problem, und Wohlwollen erwarten zu dürfen. Dies war ihr aus ihren sonst eher anonymen Erfahrungen in Studierendenwohnheimen völlig unbekannt. Austausch und Tatkraft auf außergewöhnliche Weise hat sie auf dem Hof in der Vergangenheit erfahren, erlebt sie in der Gegenwart und hofft sie auch in Zukunft genießen zu dürfen. Auch hinsichtlich der Beziehungskultur und Begegnungsoffenheit hat L. durch den Umgang der Hofbewohner:innen ein reicheres Bild bekommen, das weit über das übliche Schema von dem, wie Beziehungen auszusehen haben, hinausgeht. L. schätzt, dass Aktivismus und Möglichkeiten, sich für eine lebenswerte Welt zu engagieren, durch den Austausch der Bewohner:innen immer wieder aufgezeigt und in den Raum gegeben werden. Dadurch kommt die Frage, wie wir gemeinsam auch im größeren Rahmen als Gesellschaft leben wollen, mehr in  L.s Alltag und konkrete Handlungsmöglichkeiten ins Bewusstsein. Der Hof ist für L. ein Raum der inspirations- und kraftgebenden Resonanzerfahrungen, in dem sie für viele großes Entfaltungspotenzial sieht. Der große Garten und die Weite der umliegenden Natur erscheinen für L. an manchen Tagen immer noch wie ein Traum, sie schaut aus ihrem Fenster und ist erfüllt von Dankbarkeit diesen Ort erleben zu dürfen. Der Blick hinaus verspricht nicht einen einsamen Baum umgeben von Beton, sondern ein Meer aus Grün. Der Ort beflügelt ihr wohnutopisches Denken und zeigt ihr die zahlreichen Facetten des Möglichen. Es gibt hier Inspiration ohne Ende, in der Umgebung, aber auch in ihren Bewohner:innen, und Raum Ideen Realität werden zu lassen; gerade deswegen ist der Luhrmannhof als Studierendenwohnheim so wertvoll, weil so viele Menschen daran teilhaben können und nach ihrem Studium inspiriert und tatkräftig in die Welt gehen und die Werte dieses Orts hinaustragen. Zu welchem anderen Studierendenwohnheim kehren so oft Menschen zurück, um es zu besuchen, sich zu erinnern und die Atmosphäre aufzusaugen?




Hier die Geschichte davon, wie ein Brief in unsere Postfächer flatterte, der für viel Auffuhr sorgte...


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